Personalausstellung von Günther Haußmann 18.5. – 27.5. 2018
Eröffnungsrede von Prof. Hannes Knapp
ABENDLAND nennt Günther Haussmann seine Ausstellung, die er sich und uns nachträglich zu seinem 70. Geburtstag schenkt, den er im Januar beging. Zu rundem Geburtstag gibt es eine Woche Zeit für eine Einzelausstellung der drei ROTKLEE-Künstler. Walter G. Goes und Frank Otto Sperlich waren schon dran, und jetzt ist es Günther Haussmann. Zum Glückwunsch komme ich später. Ich habe 5 Stichworte: Die Ausstellung, Das Abendland, Das Morgenland, Die Botschaft, Der Jubilar. Zunächst also
Die Ausstellung
Im Zentrum ein großes farbiges Foto im Panoramaformat. Das Bild erinnert an das Abendmahl.
Das Johannes-Evangelium aus dem Neuen Testament, 21 Kapitel mit 878 Versen lang, vom „Im Anfang war das Wort“ bis zu „die Welt würde die Bücher nicht fassen, die zu schreiben wären“, stellvertretend für die Bibel als „Grundlage unserer abendländischen Kultur“.
Eingestreut Zitate von bekannten Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Gesellschaft, die den „Zeitgeist im Abendland“ reflektieren.
Porträts von 140 Menschen der Insel und von Flüchtlingen, alle in Schwarz-Weiß und in derselben Perspektive, Einige als Foto an der Wand, die meisten für jeweils 20 Sekunden auf den Monitoren.
Kirchen der Insel von Innen, alle in der derselben Perspektive, dazwischen eine Moschee (in Berlin). 2
Was hat das alles miteinander und vor allem mit dem „Abendland“ zu tun? Und was sagt uns das über den Künstler? Was will der Künstler uns damit sagen? Was ist mit dem altmodisch klingenden „Abendland“ gemeint?
Der Begriff „Abendland“ ergibt überhaupt nur im Wechselspiel mit seinem Konterpart Sinn, dem „Morgenland“. Goethe dichtet im West-östlichen Divan (1819)
„Wer sich selbst und andere kennt, wird auch hier erkennen: Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen.“
Ich will im Folgenden diese beiden gegensätzliche Begriffe reflektieren, dann nach der Botschaft des Künstlers und der Ausstellung fragen und schließlich auf den Jubilar zurückkommen, dessen rundem Geburtstag diese Ausstellung gewidmet ist.
Den gesamten Text können sie HIER lesen:
Worte von Günther Haußmann zur Eröffnung:
In der letzten Zeit war ich öfter in Berlin und habe das Straßenbild, das sich mir bot, bewußt in mich aufgenommen und mich gefragt, ob das, was ich hier tue, überhaupt von Bedeutung ist. Die Durchmischung der Rassen, Hautfarben, Nationen und Religionen ist längst Normalität, mehr noch; sich das wegzudenken, wäre Grund sich zu ängstigen.
Und natürlich bringen all diese Menschen ihre Religion mit. Auch wenn ich an keinen Gott glaube, bin ich doch nicht gottlos und glaube an die Notwendigkeit der Religionen, gerade beim Zusammenwachsen der Welt, die immer vernetzter und damit kleiner zu werden scheint. Der Mensch hält nicht Schritt in seiner ethischen Reifung mit dem technischen Fortschritt. Das ist der Grund für die Konflikte in der Welt.
Eines ist gewiss: das Schlechte und das Böse haben noch nie dauerhaft sich behauptet. Am Ende bleibt das Wahre, Gute und Schöne. Nur sind das Prozesse, geschichtliche Prozesse und die brauchen Zeit. Wie kann man annehmen, dass ausgerechnet tief in der Seele verankerte religiöse Überzeugungen, die tausend Jahre unversöhnlich sich gegenüberstanden, in einer Generation überwunden werden können. Aber wir sind ungeduldig, wollen alles sofort in für uns überschaubarer Zeit. Und wir berechnen alles auf den Geldwert, der für oder gegen uns spielt und merken nicht, dass wir in zu kleiner Münze denken. Das wiederum ist der Grund für Strömungen, deren Konseqenzen uns Gänsehaut bereitet.
Den gesamten Text lesen sie bitte HIER :
Ausstellungsansichten: