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„Und die ganze Erde hatte eine Sprache und einerlei Worte. Und es geschah, als sie nach Osten zogen, da fanden sie eine Ebene im Lande Sinear und wohnten daselbst. Und sie sprachen einer zum anderen: Wohlan, lasst uns Ziegel streichen und hart brennen! Und der Ziegel diente ihnen als Stein, und das Erdharz diente ihnen als Mörtel. Und sie sprachen: Wohlan, bauen wir uns eine Stadt und einen Turm, dessen Spitze an den Himmel reiche, und machen wir uns einen Namen, dass wir nicht zerstreut werden über die ganze Erde! Und Jehova fuhr hernieder, die Stadt und den Turm zu sehen, welche die Menschenkinder bauten. Und Jehova sprach: Siehe, sie sind ein Volk und haben alle eine Sprache, und dies haben sie angefangen zu tun; und nun wird ihnen nichts verwehrt werden, was sie zu tun ersinnen. Wohlan, lasst uns herniederfahren und ihre Sprache daselbst verwirren, dass sie einer des anderen Sprache nicht verstehen! Und Jehova zerstreute sie von dannen über die ganze Erde; und sie hörten auf, die Stadt zu bauen. Darum gab man ihr den Namen Babel; denn daselbst verwirrte Jehova die Sprache der ganzen Erde, und von dannen zerstreute sie Jehova über die ganze Erde.“

 

Diesmal haben wir 18 Künstler*Innen zu Gast:

Regina Apitz, Egon Arnold, Rainer Fest, Jorinde Gustavs, Günter Jagnow, Constance Kratzsch, Karen Kunkel, Mario Kusel, Matthias Langer, Urte Maltzahn-Lietz, Solveig Opfermann, Grit Piolka, Klaus Rähm, Esther Rappsilber, Angelica Russ, Gottfried Sommer, Peter Thieme, Rainer Weber-Osthaus

Einführung ins Thema

BABEL – gemeint ist der Turmbau zu Babel, der Versuch der Menschen des Alten Testaments, gottgleich zu werden. Architekturgeschichtlich hat dieses größte Bauwerk der frühen Geschichte nach der Arche Noah eine positive Bedeutung. Es steht für den Willen, die Natur zu beherrschen. Aber es steht auch für menschlichen Hochmut gegen die gottgewollte Ordnung. Man muss jedoch nicht an Gott glauben, um die Gültigkeit der zur Metapher gewordenen Geschichte des Turmbaues und seiner Folgen zu sehen. Sie beschreibt die verhängnisvolle Neigung des Menschen zur Selbstüberschätzung und deren Folgen. Was wird diesmal geschehen, wenn sich der Mensch der Gegenwart erneut über alles Sein erhebt? Eine Auseinandersetzung mit den Folgen der ungebremsten Ressourcennutzung, Umweltzerstörung und aller Eingriffe in das Gleichgewicht von Natur und Umwelt. Es geht um das Scheitern. Und um die moralische Wertung im Spannungsfeld von Mensch, Technik und Natur; die Fixierung auf Wachstum, auf alles Machbare . Muss man alles tun, was möglich ist und alles haben, was erreichbar ist? Es ist eine Frage des Maßes. Aber was ist das rechte Maß beim Maßhalten?  Auch Gesellschaftsformen erleben ihr BABEL, wenn sie menschliche Bedürfnisse nicht respektieren. (Günther Haußmann)

 

Vortrag von Reinhard Litty 

B A B E L   oder  Höher  Weiter  Schneller  versus  Humanismus und  Nachhaltigkeit

Die Geschichte vom Turmbau zu Babel steht am Ende des Buches Genesis im Alten Testament. Die Benennung des Ortes als „Babel“ geht auf ein hebräisches Wortspiel zurück. Es bedeutet so viel wie „Geplapper, Gebrabbel“, beinhaltet aber auch einen deutlichen Hinweis auf die Stadt Babylon im heutigen Irak. Die Existenz eines Turmes in Babylon ist seit 1913 archäologisch nachgewiesen. Es handelt sich um eine Tempelanlage, die urkundlich als „Haus des Himmelfundaments auf der Erde“ erwähnt ist und auch mit Hochhaus übersetzt werden kann.

Nach der Bibel wollten die Erbauer einen Turm errichten, „dessen Spitze bis an den Himmel reiche, damit wir uns einen Namen machen“. Und dieses „einen Namen machen“ steht für die Anmaßung gottgleich sein zu wollen. Der Turm steht symbolisch für den speziellen Machtanspruch damaliger Herrscher. Sowie für die mit ihren technischen Fähigkeiten einhergehenden Überlegenheit als höchstentwickelte Lebewesen und der damit verbundenen Überheblichkeit der menschlichen Natur im Allgemeinen. Gott straft diese Entwicklung, in dem er durch ein Sprachgewirr die Kommunikation unter den Erbauern unmöglich macht und der Turm schließlich einstürzt.

Den vollständigen Text lesen sie HIER